Das Bellen der Hunde

 

„Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich, er kommuniziert!“ Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen

 

Die Laute des Wolfes

  • Winseln / Bellen / Heulen

  • Wölfe bellen viel weniger als Hunde, es sind mehr Knurr-Bell-Laute

  • Heulen hat eine soziale Funktion

 

Das Bellen beim Hund

  • Das Bellen ist durch Selektion verändert worden, zum Beispiel bei Wachhunden

  • Anpassung an den Menschen

  • Bellen ist immer im Kontext mit Mimik und Körpersprache zu betrachten

  • Bellen ist ein Ausdruck von Gefühlen und hat immer einen Sinn

  • Bellen ist Kommunikation

  • Es gibt Hunde, bei denen es schwierig ist ihnen das Bellen beizubringen, weil sie keinen Sinn darin sehen.

 

 

Warum wollen wir nicht, dass Hunde bellen?

  • Wir haben Angst vor den Nachbarn / dem Vermieter / der Gesellschaft

  • Wir möchten nicht, dass sich jemand vor unserem Hund fürchtet

  • Bei Mehrhundehaltung überträgt sich das Bellen auf die anderen Hunde

  • Hohe Kläfftöne verursachen Kopfschmerzen

 

 

 

Wann Hunde nicht bellen

  • Unmittelbar vor einem Angriff

  • Bei hoher Konzentration, wie zum Beispiel bei der Nasenarbeit oder Denkspielen

  • Bei einem imponierenden Auftritt bei Artgenossen

 

 

Bedeutungen des Bellens

  • Aufregung

  • Stress

  • Aufmerksamkeit erregen

  • Bewachen

  • Warnen

  • Drohen / Einschüchterung

  • Spielaufforderung

  • Angst / Verzweiflung

  • Beim Jagen

 

 

Monotones Bellen bei Einsamkeit / Isolierung

 

Wie hört sich bellen an?

  • laut

  • leise

  • kurz

  • lang

  • hell

  • dunkel

  • wie heulen oder schreien

 

Bellen um Aufmerksamkeit zu erregen

 

Hunde haben es sehr schnell raus, dass sie mit ihrem Bellen Aufmerksamkeit erregen können. Oft werden sie dafür bestraft, aber damit erreicht man meist nur das Gegenteil, denn Schimpfen oder Bestrafung ist auch Aufmerksamkeit, auch wenn sie negativ ist. Hunde fassen dies oft als Belohnung auf und machen weiter. Am besten ist es das Bellen zu ignorieren, ich weiß selbst, dass das oft nicht einfach ist, vor allem, wenn man in einer Mietwohnung lebt, aber das ist die sinnvollste Methode, damit diese Form des Bellens aufhört. Man sollte auch überprüfen, warum der Hund diese Art der Aufmerksamkeit sucht, bekommt er vielleicht zu wenig davon?

 

Vor allem ist es ganz wichtig zu beachten, dass der Hund sich nicht belohnt fühlt, weil er denkt, dass wir ihn anfeuern, also sozusagen "mitbellen"!

 

Oft bellt der Hund, um seine Rudel- oder Familienmitglieder auf etwas Aufmerksam zu machen, zum Beispiel ein Tier oder ein Fremder, der näher kommt.

 

Das Klangbild dieses Bellens ist fordernd und hell. Es gibt oft Pausen, in denen der Hund uns anguckt.

 

Die Motivation besteht darin, auf sich Aufmerksam zu machen, im Mittelpunkt zu stehen.

 

Oft ist dies ein erlerntes Verhalten, der Hund bekommt Aufmerksamkeit und wird also für dieses Verhalten bestätigt / belohnt.

 

Es kann sogar hin bis zur Tyrannei gehen, fast Erpressung, der Hund bellt um etwas zu bekommen, bekommt er es nicht, hört er nicht auf.

 

 

Was kann man gegen Aufmerksamkeitsbellen tun?

  • Ignorieren

  • Time out

  • Nicht schimpfen oder bestrafen - das wäre in diesem Fall eher eine Belohnung

  • Die Motivation ändern - den Hund sinnvoll beschäftigen

  • Vorsicht beim Belohnen von Ruhe - Gefahr einer Verhaltenskette

  • Bellen, dann ruhig sein - Futter - wieder Bellen, ruhig sein - Futter - usw.

 

Bellen wegen Aufregung

 

Das Klangbild ist hoch, aufgeregt und hat eine schnelle Abfolge, meist mit einer hohen Bewegungsaktivität durch die Adrenalinausschüttung.

 

Motivation dieses Bellens

  • Besuch - es klingelt an der Tür

  • Begegnung mit Artgenossen

  • Stimmungsübertragung durch den Menschen oder Artgenossen

  • Vorfreude - auf den Spaziergang

  • Spiel mit uns oder Artgenossen

  • Endorphinausschüttung

  • Stresshormonausschüttung Was tun gegen Aufregungsbellen?

Das Bellen ist zwar laut, aber dem Hund geht es gut, er ist glücklich, man sollte überlegen, ob man es unterbinden solle

  • Nicht am Bellen direkt arbeiten

  • Ruhe bewahren - Stimmungsübertragung vermeiden

  • Stressbellen kann nicht wegkommandiert werden

  • Rituale ändern / ruhiger gestalten, wie zum Beispiel das Anziehen der Jacke

  • Den Hund aus aufregenden Situationen herausnehmen

 

Warnbellen / Abwehrbellen

 

Hunde riechen und hören so gut, dass sie Feinde sehr früh erkennen können. Das Bellen besteht meist aus sehr kurzem, schnellem, sich wiederholendem Kläffen. Dabei entfernen Hunde fast nie die Augen, von dem was sie anbellen.

 

 

Bellen – Alarm

 

Bellen bedeutet Alarm. Es schellt zum Beispiel an der Tür. Der Hund rast bellend durch die Wohnung, wirft seinem Besitzer meist noch einen Blick zu und rennt zur Tür. Der Besitzer lässt alles stehen und liegen und schreit seinen Hund an. Meist bellt er dann nur noch mehr.

 

Drehen wir es jetzt mal um: Es läutet, der Hund gibt Alarm, er möchte seinem Besitzer sagen, dass da jemand kommt, er wirft im noch einen Blick zu "komm und hilf mir". Herrchen eilt sofort herbei und "bellt" mit, er hilft. Hund und Besitzer "bellen" nun gemeinsam und immer lauter! Der Hund fühlt sich unterstützt.

 

Klangbild / Motivation

  • Kurzes tiefes Bellen

  • Bei Steigerung mit Knurren

  • Warn-Gebell

  • Abwehr mit Vorwärtstendenz

  • Abwehr mit Rückwärtstendenz, er hat Angst und versucht sich den "Grund" auf Distanz zu halten

  • Verteidigung - Bewegung nach vorne und Angriff

  • Beeindruckung und Fernhaltung des Gegners

  • Vermeidung des Ernstkampfes

  • Selbstberuhigung, weil er was tut Was kann man tun?

Warn-Gebell nicht unterbinden und sofort die Situation übernehmen

  • Echtes Abwehren kommt immer mit Vorzeichen

  • Kleines Brummen, dass sich steigert

  • Fletschen

  • Starren

  • Angriff

  • Hund geht hysterisch nach vorne, er fühlt sich in eine Situation gedrängt, die er nicht bewältigen kann

  • Hund verteidigt sich selbst

  • Sehr früh eingreifen

  • Kleine Warnzeichen erkennen und aus der Situation rausgehen

 

Das alles passiert nicht, wenn dem Hund die Vorzeichen aberzogen, verboten wurden, also dem Hund zum Beispiel das Knurren verboten wurde!!!

 

Abwehrbellen im Garten

  • Diesen Hund nicht alleine im Garten lassen

  • Situation durch Splitten lösen, aber selbst Ruhe bewahren, keine Hektik, das würde den Hund noch mehr anstacheln

  • Langsam hingehen und sich vor den Hund stellen

  • Abbruchsignal einführen

  • Rückrufkommando aufbauen ==> auch hier, Vorsicht vor einer Verhaltenskette

Bellen aus Angst

 

Klangbild:

  • hoch

  • schrill

  • hysterisch

  • endet oft in Heulen

  • ähnlich wie beim Aufregungsbellen

  • hohe Bewegungsaktivität mit deutlicher Fluchttendenz Motivation:

  • Ursprung - der Welpe ruft seine Mutter

  • Hilferuf

  • Der Hund hat das Gefühl ein "Monster" zu treffen

  • Der Hund wird von einem Menschen oder Artgenossen Was kann man tun?

  • Den ängstlichen Hund immer ernst nehmen - warum bellt er, was ist dort - ihn nicht mit seiner Angst hängen lassen!

  • Situation verändern / beenden

  • Desensibilisierung

  • Habituation (Gewöhnung) - der Reiz / Auslöser wird egal

  • Gegenkonditionierung - die Assoziation (Verknüpfung) ändern

  • Den Hund sofort aus der Situation nehmen, wenn der Hund panisch oder phobisch ist

 

 

Bellen aus Frustration / Langeweile

 

Klangbild:

  • trauriges Bellen

  • monoton

  • stereotyp

 

Dadurch entsteht eine Endorphinausschüttung und diese ist an bestimmte Morphine (wie eine Droge) gekoppelt. Der Hund wird süchtig nach diesen Glückshormonen. Kommt oft bei Zwinger- oder Kettenhunden vor.

 

Motivation:

  • Unterforderung

  • Langeweile

  • Stressabbau

  • Stereotypie, ähnlich wie exzessives Lecken

 

Der Hund wird durch die Endorphinausschüttung belohnt, das ist das Einzige was er in seinem traurigen Leben noch hat, er gibt auf und fängt an mit Selbstverstümmlung

Was kann man tun?

  • Niemals Strafen! Es ist das einzige was der Hund noch hat!

  • Die Situation sofort ändern

  • Mehr Beschäftigung

  • Zusammensein mit dem Besitzer

  • Geistige Arbeit

 

 

"Erpressung" durch Bellen

 

Möchte der Hund etwas haben, an das er nicht herankommt, an einen Knochen oder ein Spielzeug zum Beispiel, dann wird er oft Bellen, damit jemand kommt um ihm zu helfen. Eine Mischung aus Frustration und Hilflosigkeit. Kommt nun jemand und gibt ihm den Knochen oder das Spielzeug, dann wird der Hund schnell lernen, dass er nur zu Bellen braucht um zu bekommen was er möchte.

 

 

Bellen, um zum Spiel zu animieren

 

Der Hund geht in die Vorderkörpertiefstellung und beginnt ein helles kurzes Kläffen. Es bedeutet: "Komm spiel mit mir, jag mich". Das wenden Hunde auch oft beim Menschen an.

 

Oft wird dabei noch ein Gegenstand ins Maul genommen, ein Ball oder so, denn es soll sich ja für den Jagenden lohnen. Hunde lernen auch schnell, dass Herrchen und Frauchen ganz aktiv werden, wenn der Hund einen Schuh oder sonstige verbotene Gegenstände geklaut werden und was erreichen sie? Richtig! Sie werden gejagt. Je mehr der Hund gejagt wird, desto öfter passieren dann solche Situationen.

 

 

Knurren

 

Knurren wird meistens von uns Menschen missverstanden. Die Menschen denken meistens, dass das ein Zeichen der Aggression ist, aber meistens heißt es, dass der Hund Angst hat oder uns nicht vertraut. Er möchte zum Beispiel sagen: "Geh weg, ich habe Angst! Und wenn du nicht gehst, bin ich bereit mich zu verteidigen!" Oder er knurrt uns an wenn er einen Knochen hat, weil er uns nicht vertraut, er hat Angst, dass wir ihm seinen Besitz wegnehmen wollen!

 

Hunde untereinander können sich durch das Knurren verständigen und sich aus dem Weg gehen. Vorsicht aber bei einem provozierendem Knurren von zwei Hunden, die psychisch und physisch gleich stark sind, da könnte es auch zu einer Beißerei kommen!

 

Hört man dieses Knurren, hat man keinen Zweifel an seiner Bedeutung.

 

 

Bestimmte Rassen

 

Wenn man sich einen Hund zulegen möchte, sollte man sich genau darüber informieren, wozu bestimmte Rassen ursprünglich gezüchtet wurden.

 

Beispiele:

  • Spitz

  • Collie

  • Tibet Terrier

 

Winseln und Kläffen

 

Welpen haben eine Menge verschiedener Winsellaute. Auch erwachsene Hunde können Winsellaute hervorbringen, die an Welpen erinnern.

 

Diese Laute werden meistens bei der aktiven Unterwerfung gebraucht, dies wird dann auch mit der Körperhaltung und Mimik kombiniert.

 

  Erwachsene Hunde machen sich klein und welpenähnlich, kindlich gegenüber dem Überlegenen.

 

 

Schreien

 

Ein Hund der erschreckt, schockiert oder verletzt wird, kann zu schreien beginnen. Es ist ein langer, hoher, schriller und angsterfüllter Schrei. Dieser Schrei kann manchmal einen furchtbaren Einfluss auf andere Hunde haben. Sie stürzen sich auf den schreienden Hund und beißen ihn, denn es wird eine Beutereaktion ausgelöst. Ein Beutetier, das in Todesangst schreit!

 

 

Brüllen

 

Wenn Hunde sich gegenseitig anbrüllen, ist das ein Schauspiel, sie wollen demonstrieren, damit es nicht zum Blutvergießen kommt. Es ist eine Mischung aus Schreien und Knurren.

 

 

Niesen und Schnauben

 

Es ist diskreter als Bellen oder der Hund möchte einfach nur seine Nase freimachen.

 

 

 

Seufzen

 

Hunde stöhnen oder seufzen vor sich hin, wenn sie sich wohl fühlen. Sie atmen langsamer aus. Der Ton entsteht, indem die ausströmende Luft in der Kehle gebremst wird. Es ist ein Ausdruck des Wohlbehagens.

 

 

F A Z I T

 

Natürliches Verhalten kann und sollte nicht komplett unterdrückt werden. Es sollte früh in richtige Bahnen gelenkt werden.

 

Was tun?

  • Das Bellen muss identifiziert werden

  • Die Ursache muss gefunden werden, nicht an den Symptomen arbeiten

  • Gezieltes Training

 

 

 

Quelle: Seminar von Clarissa v. Reinhart

 

 

 

Für nähere Informationen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung:

 

 Tierverhaltensberatung Karin Langer Tel. 0664/543 30 49,
karin-langer@aon.at www.tierverhaltensberatung-langer.at

 

 

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